Aus der RHEINPFALZ, am 6. Juli 2009

Im Farbenrausch der Klänge

Konzert mit dem Raschèr Saxofon Quartett auf dem Haftelhof bei Schweighofen

Mit seinen ausgesuchten Kulturprogrammen ist der Haftelhof in Schweighofen ein echtes Raritätenkabinett. Diesmal überraschte er mit dem Raschèr-Ensemble, dessen Spieler Christine Rall, Elliot Riley, Bruce Weinberger und Kenneth Coon zu Recht als Könige des Saxofons bezeichnet werden ob ihres blendenden Könnens, ihrer Raffinesse der Klangfarben und Effekte.
Diese Blasinstrumente, Soprane, Alto Tenor und Baritone, genannt nach ihrem Erfinder Adolph Sax (1814-1884), zählen – obgleich aus Metall gebaut – zur Gruppe der Holzblasinstrumente, haben eben auch deren warmen Sound. Gerade der war an diesem Konzertabend deutlich zu hören, denn die vier Meistersolisten musizierten auf historischen Instrumenten aus den 30-er Jahren. Sie präsentierten demzufolge ein klassisch-romantisches Programm (aus ihrem bis zur Moderne und Jazz reichenden Repertoire) in bestechend voluminöser Klangschönheit, virtuoser Artikulation und präzisem Elan.
Es begann mit Johann Sebastian Bach und dessen „Wohltemperiertem Klavier“. Drei Fugen in ihrer Abfolge von schnell-langsam-schnell erhielten abwechslungsreichen Ausdruck zwischen aufspringender Thematik und federnden Läufen (Nr. 17 AS-Dur), getragener Molltonalität in Wendung zu lichtem Dur-Schluss (Nr. 12 f-moll) und der lebendigen Verwobenheit von Nr. 23 H-Dur. Das von Mozart in Salzburg komponierte Oboen-Quartett KV 370, hier in der wirkungsvollen Bearbeitung von Kenneth Coon, erhielt durch die vier Saxofonisten eine feingliedrige Wiedergabe mit graziöser Kantabilität, dynamisch markierten Harmonien und Begleitfiguren sowie spritziger Farbigkeit. Also: klassisch-virtuose Serenadenmusik.
Ebenso unterhaltsam für einen lauschigen Sommerabend geeignet, erklang das von den Brüdern Faustin und Maurice Jeanjean 1949 komponierte „Quatuor pour Saxophones“. Hierin wurden das frohe dörfliche Treiben, das anmutige Landleben, die zart wirbelnden Schmetterlinge und ein tänzerisch effektvolles Platzkonzert plastisch geschildert. Das Raschèr- Quartet charakterisierte quirlig keck, idyllisch schmeichelnd, schwebend zart und ausgelassen mitreißend in tausend Nuancen. Mit einer weiteren Originalkomposition punkteten die Saxofonisten in brillanter Kunstfertigkeit, voluminös durchleuchteter Klangqualität und virtuosem Glanz im „Quatuor“ op. 109 von dem russischen Romantiker Alexander Glasunow. Dieses 1932 in Paris uraufgeführte Werk begeisterte den Pionier des klassischen Saxofons Sigurd Raschèr. Auf dessen Spiel und Tradition bezieht sich das 1969 gegründete Raschèr-Quartet, das nun im Haftelhof begeisterte. In erlesener Klarheit erklang als Zugabe ein Kontrapunkt aus Bachs „Kunst der Fuge“.